Stiftung Preussischer Kulturbesitz Berlin
(für Genealogen und Ortsgeschichtsforscher)
© 9.2000 Klaus-Dieter Kreplin


Otto Gebhard
Die wichtigsten Quellen für die pommersche Familienforschung im Geheimen Staatsarchiv zu Berlin - Dahlem
(Pommersche Sippenforschung, Jg.9/1941, S.6-14)
(Teil I; "Fortsetzung folgt"; Kp: mehr nicht erschienen)


Einleitung
I. Hauptabteilung


II. Hauptabteilung
Inhalt:
  • Archiv-Repertorienband 6 (Generalkassendepartement)
  • Archiv-Repertorienbände 28, 29, 30
  • http://www.hinterpommern.de/Genealogie/Archive/Berli-geh-staatsar/ha02.html
     

    Die II. Hauptabteilung des Geh. Staatsarchivs bilden die Akten des ehemaligen Generaldirektoriums, also vorwiegend Akten aus dem 18. Jahrhundert. Eine recht durchsichtige Gliederung erleichtert hier das Sichzurechtfinden. Die hier in Frage kommenden Aktenbestände sollen, um ein verwirrendes Durcheinander zu vermeiden, nicht nach den Unterabteilungen, sondern nach den Archiv-Repertorienbänden angegeben werden.

    Archiv-Repertorienband 6 (Generalkassendepartement) weist neben anderen Betreffs nach unter:
     
    1. Nr. 31 und 43: Besoldungen der reformierten Prediger zu Stettin um die Mitte des 18. Jahrhunderts
    2.   Generaldomainen-Casse: Besoldung verschiedener Beamtenkategorien aus den Jahren 1800-1807,
    3.   Hof-, Staats- und Dispositionsfonds in den Nummern
      5, 6, 7, 8 und 27 je eine Liste der "Pensionen für alte abgelebte Accise-Officianten" in sämtlichen Provinzen aus dem Jahre 1800,
    4.   Bestallungssachen,
      Nr. 15: Gouverneur zu Stettin, 1741,
      Nr. 20: desgl. von Altdamm
      Nr. 64: Platzmajor zu Kolberg,.

    und weitere Nummern Die bei weitem wichtigsten Quellen für uns in dieser Hauptabteilung die Bestände des Pommerschen Departements, erfaßt durch die Archiv-Repertorienbände 28 bis 30 und zwar Band:
     
    28, gewöhnlich zitiert als Band I des Pom. Dep. Des G.-D., kurzweg auch Pom. "Ämterband", verzeichnet Akten über Beamtensachen und besonders über die einzelnen Domänenämter,
    29,  zitiert als Pom. "Städteband", weiterhin wie vorhin, enthaltend Städtesachen,
    30, zitiert als Band III ("Materien"), weiterhin wie vorhin, enthaltend Archivalien, die durchgehend nach Sachgebieten (Materien) geordnet sind.

    Über die Akten, die jeder dieser drei Bände verzeichnet, haben wir uns eingehender zu informieren.
     
    Bd. 28,   Ämterband, bringt unter den 
      Tit. I-XXXIV Archivalien, aus denen die Personen des gesamten - damaligen - Verwaltungsapparates der Provinz Pommern entnommen werden können, ihre Bestallungen, Amtseinführung, Besoldung, hin und wieder in den "Condiutenlisten" auch Tatsachen aus ihrem Leben und Urteile über ihre Berufseignung. Außer sämtlichen Beamten der Kriegs- und Domänenkammer, wie Präsidenten und Räte derselben, lassen sich feststellen: Steuer- und Landräte, Assessoren und Referendare, Kanzleidirektoren und Sekretäre, Registratoren und Kalkulatoren, kurzum, sämtliche Beamtengruppen bis herunter zu den Kanzlisten, Aktenheftern, Kanzleidienern, als Sondergruppen auch die Kriegskassenbedienten, Baubedienten, Fiskale und Prokuratoren, Land- und Stadtphysici, Amtshauptleute u. a.
      Tit. XXXV und 
    Tit. XXXVI
    sind für uns unbedeutend. 
     
     

    Mit

      Tit. XXXVII beginnen dann die Spezialakten über die einzelnen Ämter und setzen sich fort bis
      - Tit. LXV  

    Jeder dieser Einzeltitel führt die Akten eines der 41 pommerschen Ämter an; einige Titel erfassen auch 2 oder 3 Ämter, die, in der Hand eines Generalpächters vereinigt, eine Wirtschaftsgemeinschaft bildeten. Die Aktenbestände bei jedem Amte sind durchweg in vier Sektionen geordnet, betreffend:
     
    Sekt. 1: Generalpachtanschläge
    Sekt. 2: Verhandlungen über Verpachtungen des Amtes und die Pachtverträge,
    Sekt. 3: Akten über einzelne wichtige Vorgänge in dem Amte, nach Nummern geordnet,
    Sekt. 4: Mühlensachen.

    Für den Familienforscher sind die Akten der Sekt. 1 ganz besonders wertvoll. Sie bringen, bei den meisten Ämtern bereits vom Jahre 1726 ab, in den Generalpachtanschlägen, die in der Regel vor Ablauf eines jeden Pachtabschnitts von 6 Jahren revidierend aufgestellt wurden, die überaus wertvollen Prästationslisten, in denen sämtliche Domänenbauern der Pachtperiode in den zum Amtsbereich gehörenden Dörfern aufgeführt werden. Auf Grund dieser periodisch wiederkehrenden Listen läßt sich das Vorkommen und die Seßhaftigkeit einer Sippe leicht feststellen. Darüber hinaus entnehmen wir der Tabelle Angaben über den Umfang jeder Wirtschaft, sowie ihre Belastung mit Steuern- und Naturalleistungen und - diensten. Ja, aus dem vom zuständigen Domänenrat angefertigten "Generalprotokoll" über den Zustand des betreffenden Amtes, noch spezieller aus dem "Dorfprotokoll" über die einzelne Siedlung, können wir alle Umstände und die öffentliche-rechtlichen Verhältnisse entnehmen, unter denen unsere Vorfahren lebten und - oft litten. - Ergänzt werden diese Prästationstabellen durch sogenannte Mühlenlisten. Wie entstanden diese? Die Amtsuntertanen waren verpflichtet, ihr Getreide bei einer bestimmten Königl. Pachtmühle abmahlen zu lassen. Um die Höhe der Pachtsumme für diese Mühle zu ermitteln, wurden deren "Mahlgäste" durch eine Liste erfaßt, die das Familienhaupt mit Namen anführt, daneben aber auch den Familienstand, Frau und Kinder, diese nach Geschlecht und Alter über und unter 10 Jahren gesondert. So haben wir die Möglichkeit, an Hand dieser Listen das Vorkommen der betreffenden Familie festzustellen, bei ehemaligen Wirtschaftsinhabern, die "im Leibgedinge" (Altenteil) lebte, auch die Tatsache, daß sie noch am Leben waren, - "Schutzgeldlisten" erfassen endlich einen bestimmten Teil der Einwohnerschaft eines Dorfes, darunter auch solche Personen, die nach Herkommen vom Mühlenzwang befreit waren, z.B. die Schulmeister.

    Die Akten der Sekt. II, Verhandlungen über die Verpachtung der Domänen und die Pachtverträge enthaltend, kommen familienkundlich nur dann in Betracht, wenn es sich um die Person des Pächters und allenfalls um Mitbewerber bei der Verpachtung handelt.

    Wertvoll ist dagegen für unsere Zwecke wieder die Aktenserie der Sekt. 3 bei jedem Amte. Hier finden sich Akten, fortlaufend nach Nummern geordnet, über einzelne Vorgänge von Bedeutung, die zur Entscheidung an das Generaldirektorium gelangten. Für die Familienforschung zwar nicht gleichwertig, sind darunter doch einzelne Aktennummern, die neben der generellen auch familiengeschichtliche Bedeutung haben. Es handelt sich hier oft um Beschwerden einer Dorfschaft - und dann findet man darin häufig die Namensunterschriften der Wirte - oder um Gesuche, die das Besitzrecht oder die Vererbung eines Hofes betreffen oder aber die eine Minderung der Lasten und Pflichten anstreben und dergl. Ganz besonders wertvoll sind jedoch die Akten, die sich mit der Neubesiedlung eines urbar gemachten Gebiets im Amtsbereich befassen und uns meist die Namen der angesetzten Kolonisten überliefern. Einige Beispiele dafür (sämtlich also unter Sekt. 3 zu finden):
     
    Sekt. 3:      
      Tit. XLI 
    (Amt Colbatz)
    Nr. 5: Ansetzung von 50 Bauern und 30 Kossäten,
        Nr. 26: Anlegung von Moritzfelde und Ansetzung von 24 Familien aus Mecklenburg dort (1751),
      Tit. XLV 
    (Amt Friedrichswalde)
    Nr. 9: 12 Kolonisten aus Mecklenburg in Barenbruch 1754 angesetzt,
      Tit. LI 
    (Amt Neustettin)
    Nr. 7: Ansetzung von Kolonisten auf den Vorwerken Eschenriede und Persantzig,
      Tit. LII 
    (Amt Pinnow)
    Nr. 4: Ansetzung von 6 Familien 1753,
      Tit. LVI 
    (Amt Saatzig)
    Nr. 3: Gründung der Kolonien Konstantinopel und Gräbenitzfelde 1750,
      Tit. LXIII 
    (Ämter Ueckermünde, Torgelow und Königsfelde*)
    Nr. 16: Pfälzer in Wilhelmsburg angesetzt 1742,
        Nr.17: 50 Büdner 1746 im Amte Königsholland angesetzt
        Nr. 20: 6 Kolonisten aus der Grafschaft Erbach 1749 hierher überwiesen,
      Tit. LXIV 
    (Vereinigte Ämter Verchen)
    Nr. 18: 40 (später 50) Pfälzerfamilien 1749 angesetzt.

    Weitere Ansiedlungen in anderen Ämtern.

    * Kp: wohl Königsholland Der 29. Archiv-Repertorienband (Band II des Pommerschen Depertements) führt Archivalien auf, die für uns weniger wertvoll sind; allenfalls kommen die Akten in Betracht, die Bestallungen von Magistratsmitgliedern und städtischen Bedienten aus der Zeit von der Mitte bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts bringen. Von größeren Städten, wie Stettin und Stargard, sind außerdem hier Akten über Kirchen- und Schulangelegenheiten zu finden, auch manches über die französischen Kolonien und deren Berdiensteten in pommerschen Städten. Von Interesse können bei einigen Städten auch Akten sein, die man unter dem Titel "Kämmerei" findet und die von den Gründungen von Stadteigentumsdörfern handeln. Als solche mögen hier angeführt werden (Gründungsjahr in Klammern):
     
    Ueckermünde Nr. 3: Hoppenwalde (1751),
    Bublitz Nr. 2: Ansetzung von Siedlern im Goden-Holz (später Neudorf, 1753),
    Greifenhagen Nr. 1: Buddenbruck (1748/49),
    Massow Nr. 2: Ansetzung von Siedlern im Stadtwalde (später Neu-Massow, 1753/54),
    Pyritz Nr. 1 u. 2: Gründung Eigenhagens (1750),
    Rügenwalde Nr. 2: 15 Familien im Stadtwalde angesetzt (später Schöningswalde, 1751),
    Neustettin Nr. 1: Ansetzung von Kolonisten im Wilmbruch (1791),
    Schlawe Nr. 6: 12 Kolonisten in Schwenzenhagen angesetzt (später Coccejendorf, 1751 ab),
    Stolp Nr. 4: Ansetzung von Kolonisten im Loitz (später Podewilshausen, 1751),
    Tempelburg Nr. 1: Kolonisten etabliert auf dem sogenannten Karsbaum (1751),
    Pasewalk Nr. 5: Gründung von Viereck (1751),
    Anklam Nr. 7: Anlegung einer Kolonie auf der Feldmark Grüneberg (Leopoldshagen, 1749).


    Bereitgestellt von: Studienstelle Ostdeutsche Genealogie (insbes. Pommern und Pommerellen)
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